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Nummer:oub3681 Datum:voor 2 nov. 1496 Überlieferung:Editie Fundstelle:Ostfriesisches Urkundenburch, III, S. 182, nr. 681

Prozeß zwischen den Grafen Edzard und Uko von Ostfriesland und dem Häuptling Edo Wiemken von Jever.

Quelle Recto Rückseite Übersetzung Relationen Siegel Material Literatur Index N. B.
[s. auch nr. 682, 683, 689, 690]
Vor den zu Schiedsrichtern in den Streitigkeiten zwischen dem Grafen Edzard und Uko von Ostfriesland und den ihnen verbündeten holländischen Städten einerseits und dem Häuptling Edo Wiemken von Jever andererseits ernannten Bürgermeistern und Ratsherren von Hamburg und Bremen tragen die Grafen folgende Klagepunkte vor:
Edo Wiemken hat seit seines Vaters Tod den seefahrenden Kaufmann geschädigt, beraubt und getötet, insbesondere auf den Gewässern und Flüssen der Grafen von Ostfriesland manchem Kaufmann sein Schiff und seine Güter weggenommen und nach Jever geführt. Im Jahre 1479 hat er auf der Ems, der Grafen freiem Strom, vor Delfzijl eine Karavelle (
karvell) mit voller Ausrüstung (takel, touwe, bussen und all sin thobehoer) genommen und in seinen Hafen bringen lassen, wodurch den Grafen ein Schaden von 1100 rhein. Gulden entstanden ist.
Am 7. September (
am avende unser leven frouwen nativitatis) liess er aus dem gräflichen Hafen von Borkum ein Schiff mit 48 Lasten Weizen und 2 Lasten Roggen im Wert von 1200 rhein. Gulden wegnehmen.
Ferner hat er bei Baltrum (
Balteringe oige) ein Schiff mit Wagenschotts[*] und anderen Gütern im Wert von 400 rhein. Gulden kapern lassen.
Im Jahre 1488 hat er auf der Wester-Ems aus einem Schiff aus Flensburg (
Flenssborch) wegnehmen lassen 2 Mass Kupfer, 6 Tonnen Talg, eine Tonne Flachs, 5 Lasten Ochsenhäute und 2 Deker[*] mit anderen Gütern, die einigen Kaufleuten aus Hertogenbosch gehörten, im Wert von 300 rhein. Gulden.
Weiter hat er drei oder vier Schiffe mit Gerste, Roggen, Hafer, Sparren und anderen Gütern auf den Gewässern und Flüssen der Grafen den Kaufleuten wegnehmen lassen und zu seinem Besten gebraucht.
Um den 10. Mai 1478 haben seine Diener bei Borkum auf dem Strom der Grafen ein mit Sparren beladenes Schiff aus Hindeloopen in Westfriesland im Wert von 300 rhein. Gulden gekapert.
In Anbetracht dieser Verluste haben die ostfriesischen Kaufleute den Grafen für den Schutz ihrer Seefahrt 2000 Gulden angeboten.
Als Entgelt für das geraubte Schiff aus Hindeloopen haben die Hindeloopener dem Emder Bürger Wibbe Flaskoper im selben Jahr ein Schiff mit Flachs im Wert von 300 rhein. Gulden wegnehmen lassen[*].
Um den 21. Oktober (
elven dusent megede dach) 1492 hat Edo Wiemken mit seinen Dienern dem Frerick Ficken ein Schiff mit Flachs, Speck, Honig, Kuhhäuten und anderen Gütern weggenommen, die Frerick Ficken, Hilmer, Johann Scroder, Bernd Kremer und Hinrich Leffers[*] gehörten, im Wert von mindestens 600 rhein. Gulden.
Um den 1. April (
mitvasten) desselben Jahres nahmen Edo Wiemkens Diener mit Johann von Amelands Ewer vor der Weser bei Rotesand (by dat rode sandt) dem Emder Bürger Johann Ficken drei schwarze Leidener Laken im Wert von 36 rhein. Gulden.
Zur selben Zeit ist Popke Hueshman über das Schiff von Johann Ficken hergefallen und hat ihm mit seinen Helfern 9 Ellen englisches Laken, zwei Tonnen Rosinen und eine Tonne Feigen im Wert von 30 rhein. Gulden weggenommen.
Um den 11. November (
s. Marten) 1489 haben die Diener Edo Wiemkens eine halbe Tagesleistung (ein halb bruw) Hamburger Bier, das dem Emder Bürger Dirk Kremer gehörte, im Wert von 18 lübischer Mark oder 12 rhein. Gulden aus dem Schiff von Gert Rubbe weggenommen und nach Jever gebracht.
Im Jahre 1494 verlor der Emder Bürger Gert Kuper bei Horn[*] im Hoheitsgebiet von Edo Wiemken ein mit 81 Tonnen Hamburger Bier beladenes Schiff. Davon wurden 20 Tonnen dem Eigentümer zurückgegeben; die anderen 61 Tonnen im Wert von 92 rhein. Gulden liess Edo Wiemken nach Jever bringen.
Am 26. Oktober (
des sondags vor omnium sanctorum) 1494 verlor der Schiffer Liuert Arpkens von Larrelt (Lerlte) durch die Diener Edo Wiemkens ein Schiff samt Ausrüstung in der Wichter Ehe mit 48 Tonnen Butter im Wert von 384 rhein. Gulden, die Tonne zu 8 Gulden.
Um den 11. November (
s. Marten) 1495 haben Edo Wiemkens Diener dem Emder Bürger Dirk Kremer aus dem Schiff des Schiffers Siverd zwei Deker russisches Leder und dem Schiffer eine Tonne Hamburger Bier im Wert von 5 rhein. Gulden weggenommen.
Ferner haben Edo Wiemkens Diener Johann von Ameland und Simon von Horn dem Emder Bürger Boelhardus und dem Emder Schiffer Wilke im Amelander Tief ein mit Talg, Leder und Weizen geladenes Schiff im Wert von 214 rhein. Gulden genommen.
Dem Heino Mathiess wurde aus Schiffer Eilerds von Heemsten[*] Schiff eine Last Gerste im Wert von 50 rhein. Gulden genommen.
Am 25. März (
unser leven fruwen annunciationis) 1495 haben Edo Wiemkens Diener dem Emder Bürger Hinrich Fischer aus einem Schiff in der Ossenbalge[*] 5 Tonnen Hamburger Bier im Wert von 15 rhein. Gulden weggenommen.
Aus Schiffer Eilerds Schiff von Heinsten[*] hat Edo Wiemken Speck, Flachs, Honig, Leinwand und andere Ware, die Emder Bürgern gehörte, im Wert von 750 Gulden wegnehmen lassen.
Am 28. Oktober (
up dem dage Simonis et Judae apostolorum) haben Siart Atten und Schiffer Fecke zu Pilsum ein Schiff mit 62 Tonnen Butter bei Wangerooge (Wangeroch) verloren. Die Bitte des Schiffers, den dritten Teil der Ladung den Insulanern als Bergelohn zu geben, wurde von Edo Wiemken abgelehnt. Er liess die ganze Ladung im Wert von 500 rhein. Gulden und 4 Mark nach Jever bringen.
Um den 29. September (
sunte Michaelis dage) ist ein Schiff mit 40 Tonnen Butter, die Tiarck zu Pilsum und der Alheit Pilsticker gehörten, in Edo Wiemkens Gebiet gestrandet. Die Ladung im Wert von 320 rhein. Gulden wurde nach Jever gebracht.
Aus Schiffer Gerds (
Gerides) zu Norden Schiff haben Edo Wiemkens Diener Südwein, Cl, Heringe, Feigen, Zinnwerk und andere Güter im Wert von 600 rhein. Gulden genommen.
Dem Meinert zu Norden hat Edo Wiemken Hamburger Bier im Wert von 90 lübischer Mark nehmen lassen,
dem Folkert Meinerschen zu Norden ein Schiff mit 550 Wagenschotts[*] und Hafer beladen im Wert von mindestens 700 rhein. Gulden,
dem Albert Snicker an Laken und anderen Gütern im Wert von 200 rhein. Gulden,
der Elseke Eilers Güter im Wert von 80 rhein. Gulden,
dem Arnt Kremer Güter im Wert von 45 Gulden,
dem Ulfert Goltschmidt zu Norden Güter im Wert von 95 rhein. Gulden,
der Mette Sanders zu Norden ein Schiff mit Zubehör im Wert von 80 rhein. Gulden,
derselben die Schiffsladung im Wert von 100 rhein. Gulden,
dem Abt von Marienthal (
tho dem olden closter) zu Norden Güter im Wert von 15 rhein. Gulden, den Pfarrern zu Norden Güter im Wert von 19 rhein. Gulden,
Gerdruth Dircks zu Norden Güter im Wert von 140 Gulden,
Bruder Dirick zu Norden Güter im Wert von 17 rhein. Gulden.
Weiterhin ist folgendes Strandgut von Edo Wiemken zu seinem Nutzen verwendet worden: dem Otto Tewes gehörige Ware im Wert von 25 lübischer Mark, Bier und Wachs des Meinert Steinenbach im Wert von 42 lüb. Mark und 100 Wagenschotts[*] des Hinrich Baten im Wert von 24 lüb. Mark.
Schliesslich haben Edo Wiemkens Diener dem Berend Kremer zu Norden gehörige Ware und eine Tonne Hamburger Bier im Wert von 41 Goldgulden genommen.
Die Summe des Schadens, der den Grafen von Ostfriesland und ihren Untertanen durch den Seeraub Edo Wiemkens entstanden ist, beläuft sich auf mindestens 11 000 rhein. Gulden.
Weiterhin hat Edo Wiemken den Grafen von Ostfriesland und ihren Untertanen ausser der genannten Summe durch Totschlag, Verwundungen und Lähmungen und durch Wegführung von Pferden und Rindern einen Schaden in Höhe von 3000 rhein. Gulden zugefügt.
Alle Mahnungen der Grafen an Edo Wiemken, ihren Untertanen den Schaden zu ersetzen oder zu bezahlen und den Seeraub aufzugeben, sind vergeblich gewesen[*].
Der Schaden, den die holländischen Städte, von denen Enkhuizen, Haarlem, Amsterdam, Edam und Monnikendam namentlich genannt werden, durch den Seeraub Edo Wiemkens erlitten haben, wird mit ungefähr 150 000 rhein. Goldgulden berechnet.

Recto:
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Bestand Ostfriesisches Urkundenburch, III
Fol. Nr. S. 182
Nr 681
Olim Or. des StA. Bremen verloren. Abschriften (in Einzelheiten abweichend) im StA. Oldenburg, Best. 120 nr. 933 fasc. 89 b und StA. Aurich, Dep. IV Abt. VII nr. 1. Die Klageschrift ist teilweise (in Einzelheiten fehlerhaft) ausgewertet von H. Reimers: Norder Schiffahrt um 1494 in der Beilage 'Heim und Herd' des 'Ostfr. Kuriers', Jahrg. 64 nr. 61 vom 13. März 1930.
Jahr 1496
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Material papier